Pressekonferenz: Neue Forschungs‐ und Dokumentationsstelle „SEAL“

Raum: V 302

Die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz und die Universität Trier arbeiten künftig noch en­ger zusammen und betreten damit auch bundesweit Neuland.  Die Forschungs- und Dokumentations­stelle SEAL („Strukturen und Er­innerung. Angewandte Geschichtswissenschaft und digitale Lehre“) des Fachbereichs III wird die bisherige Zusammenarbeit systematisieren und intensivieren. Ziel ist es neue historische Erkenntnisse und Vermittlungsformate für die Gedenkarbeit zu gewinnen und so die Zu­sam­menarbeit von Forschung und politischer Bildung zu stärken. Im Zentrum der Vorhaben stehen Geschichte und Nachgeschichte der NS-Zeit auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz:

  1. Die laufenden Forschungen zur Geschichte der Gestapo Trier an der Universität Trier fördern welt­weit zahlreiche neue Quel­lenbestände zutage. So können auch ganz neue Erkenntnisse über das SS-Sonderlager/Konzentrationslager Hinzert für die politische Bildungsarbeit erschlossen werden: Insbesondere der Kenntnisstand zur Frühphase des Lagers, zu einzelnen Häftlingsgruppen (z.B. Eindeutschungs-Polen, Fremdenlegio­nä­re) und zur Organisation des Terrors (z.B. das Vernehmungs­kommando) wird erheblich erweitert. Er soll nun für die politische Bildungsarbeit aufgearbeitet werden.
  2. Die bisherige Geschichte von Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus hat die Rolle von Frauen im Widerstand und deren Schicksale vernachlässigt. Die beiden von der Landeszentrale getragenen KZ-Gedenkstätten im Land (Hinzert und Osthofen) be­ziehen sich auf Lager, in denen männliche Häftlinge interniert waren. Mit den Forschungen zum Frauenstraflager Flußbach (bei Wittlich) an der Universität Trier eröffnet sich nun die Chance, die bisherige Gedenkarbeit im Land zu erweitern. So treten Frauen als Opfer und Verfolgte, aber auch als Täterinnen (Aufsichts­per­so­nal), in den Fokus.
  3. Die Ermittlungsakten der Gestapo stellen eine wichtige Quelle zur Verfolgungsgeschichte im NS-Staat dar. Sie wurden im Regelfall gegen Kriegsende vernichtet, um so die Spuren der Verbrechen zu verwischen. Die Aufarbeitung der mehr 12.000 überlieferten Gestapo-Akten der Staats­polizei­stelle Neu­stadt a.d. Weinstraße sowie der dazugehörigen Gestapo-Kartei (ca. 60.000 Karten) wird ein Tätigkeitsschwerpunkt werden, um sie so unterschiedlichen Zielgruppen in den Bereichen Schu­le, politische Bildungsarbeit, universitäre Lehre und Forschung zugänglich zu machen.
  4. Parallel zu diesen Forschungsarbeiten sollen neue Vermittlungsansätze entwickelt und erprobt wer­den, welche die Möglichkeiten digitaler Präsentationsformate und digitaler Forschungsdaten sinn­voll ausschöpfen.

Die Pressekonferenz findet am Dienstag, den 29. Oktober 2019, um 11:00 Uhr, an der Universität Trier, V-Gebäude, Raum V 302, statt.

Anwesend sind der Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, Bernhard Kukatzki, der Präsident der Universität Trier, Prof. Dr. Michael Jäckel, die kollegiale Leitung der Forschungs- und Dokumentations­stelle SEAL, Lena Haase, Dr. Thomas Grotum (Geschäftsführer) und Prof. Dr. Lutz Raphael, sowie deren Beiratsmitglieder, Uwe Bader (Referatsleiter Gedenkarbeit LpB RLP), Prof. Dr. Matthias Busch (Didaktik der Gesellschaftswissenschaften) und Prof. Dr. Christi­an Jansen (Neuere und Neueste Geschichte).