Die interdisziplinäre Forschungsgruppe widmet sich den tiefgreifenden Transformationsprozessen in den Lebenswelten aschkenasischer Jüdinnen und Juden im Übergang vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit. Ausgehend von den großen Vertreibungen um 1390 bis hin zur demographischen Konsolidierung jüdischer Gemeinden im Konfessionellen Zeitalter stehen Migration, neue Siedlungsräume und sich wandelnde Alltags- und Religionspraktiken im Zentrum der Analyse.
Im Fokus steht dabei nicht allein der strukturelle Wandel, sondern insbesondere das Handeln jüdischer Akteure: ihre Mobilität, Netzwerke und Formen kollektiver Organisation. Methodisch verbindet das Projekt Zugänge aus Judaistik, mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Geschichte, vergleichender Landesgeschichte und Digital Humanities. Eine Schlüsselrolle spielt die prosopographische Erschließung von Quellen, mit dem Ziel, einen digitalen Index fontium historiae Judaicae als nachhaltige Forschungsinfrastruktur zu entwickeln.
Die sechs Teilprojekte untersuchen Siedlungsdynamiken im Heiligen Römischen Reich sowie in Norditalien und Polen – stets im Spannungsfeld zwischen lokalen Bedingungen und überregionalen Verflechtungen.