In ihrem Vortrag „‚Die Bekämpfung des Zigeunerunwesens‘ in der Weimarer Republik im Raum Trier – Perspektiven von Polizei und Betroffenen“ spricht Juliane Tatarinov über die Ergebnisse ihrer Dissertation, die im Rahmen des Trierer Sonderforschungsbereichs 600 „Fremdheit und Armut“ entstand. Die Veranstaltung ist Teil der Vortragsreihe „Gestapo in Trier 1933–1945″ im Stadtmuseum Simeonstift Trier.
Zum Inhalt:
Auch im Vorfeld der NS-Verfolgung waren Menschen im Raum Trier polizeilicher Willkür ausgesetzt. Unter dem Stigma ‚Zigeuner‘ wurden bereits im späten Kaiserreich und während der Weimarer Republik arme Bevölkerungsschichten verfolgt. Schon während der Weimarer Jahre etablierte sich ein dichtes polizeiliches Überwachungsnetz gegenüber sogenannten „Zigeunern“ und „nach Zigeunerart umherziehenden Personen“, die mit einem Wandergewerbe ihren Lebensunterhalt verdienten. Der Vortrag der Historikerin Juliane Tatarinov behandelt diese Verfolgungsgeschichte sowohl aus Sicht der Weimarer Polizeibehörden als auch aus Perspektive der Betroffenen. Dabei geht es um die Fragen: Wer wurde von der lokalen Polizei als ,Zigeuner‘ etikettiert und warum? Welche Auswirkungen hatte dies für die betroffenen Familien?
Juliane Tatarinov ist Historikerin aus Trier. Sie studierte Geschichte und Englisch in Trier und in Colchester (UK). Als wissenschaftliche Mitarbeiterin arbeitete sie im Trierer Forschungsprojekt „Armut im ländlichen Raum“ und promovierte zum Thema „Kriminalisierung des ambulanten Gewerbes. Zigeuner- und Wandergewerbepolitik im späten Kaiserreich und in der Weimarer Republik“. Das Buch wird im Oktober 2015 im Peter Lang Verlag erscheinen.