Tatort

Netz­wer­ke im Fa­den­kreuz — Eine netz­werkana­ly­ti­sche Stu­die zur deut­schen Kri­mi­se­rie „Tat­ort“

On­line-Vor­trag, auf­ge­nom­men auf der Ta­gung „Vom Pa­pier zum Lap­top. Per­spek­ti­ven elek­tro­ni­scher Tools zur par­ti­zi­pa­ti­ven Vi­sua­li­sie­rung und Ana­ly­se so­zia­ler Netz­wer­ke“, 2. Ok­to­ber 2010

Die deut­sche Kri­mi­nal­se­rie „Tat­ort“ ist eine der äl­tes­ten Kri­mi­rei­hen im deut­schen Fern­se­hen, die jeden Sonn­tag Span­nung in die Wohn­zim­mer trägt. Dabei hat die Reihe es nicht nur ge­schafft, ge­sell­schafts­po­li­tisch ak­tu­ell zu blei­ben und Un­ter­hal­tung mit So­zi­al- und Cha­rak­ter­stu­di­en zu kom­bi­nie­ren, son­dern auch durch die fö­de­ra­le Struk­tur der ARD-Sen­de­an­stal­ten er­folg­rei­che re­gio­nal­ty­pi­sche Iden­ti­fi­ka­ti­ons­an­ge­bo­te zur Ver­fü­gung zu stel­len. So sind „Tat­or­te“ aus der ei­ge­nen Re­gi­on in der Regel beim Pu­bli­kum am be­lieb­tes­ten.

Me­tho­di­sches Vor­ge­hen

Um dem Er­folg der Reihe auf die Spur zu kom­men, un­ter­su­chen wir mit Hilfe der so­zia­len Netz­werkana­ly­se und des im Clus­ter ent­wi­ckel­ten Soft­ware­pro­gramms Venn­Ma­ker ex­em­pla­risch Fol­gen unter netz­werkana­ly­ti­schen Ge­sichts­punk­ten. Hier­zu wur­den mit der Er­mitt­le­rin Char­lot­te Lind­holm (NDR) und dem Er­mitt­ler-Duo Rit­ter und Stark (RBB) „Tat­or­te“ aus zwei ver­schie­de­nen Re­gio­nen Deutsch­lands ge­wählt, die sich mit den 2010er Jah­ren einen ge­mein­sa­men Zeit­ho­ri­zont tei­len.

Die Fol­gen wer­den mit Hilfe von netz­werkana­ly­ti­schen Me­tho­den ana­ly­siert und die Er­geb­nis­se syn­chron, d.h. re­gio­nal, ver­gli­chen. Neben den Ego­netz­wer­ken der Prot­ago­nis­ten (Kom­mis­sar/in und eta­blier­te Haupt­fi­gu­ren) wer­den die Ge­samt­netz­wer­ke der Fol­gen vi­sua­li­siert und ana­ly­siert. Dabei er­ge­ben sich Struk­turähn­lich­kei­ten und -dif­fe­ren­zen, die Aus­sa­gen über die Re­fle­xi­on von zeit­ty­pi­schen so­zio­kul­tu­rel­len Wert­vor­stel­lun­gen und Be­zie­hungs­ty­pen sowie der Dy­na­mik in Sub­grup­pen im Film zu­las­sen.

Ar­beits­hy­po­the­sen

Wir gehen davon aus, dass sich Fern­seh­rei­hen be­son­ders gut zur Ana­ly­se so­zia­ler Netz­wer­ke eig­nen, da die Prot­ago­nis­ten und ihre Be­zie­hun­gen gen­re­ty­pisch ein­deu­tig kon­tu­riert wer­den. Cha­rak­te­re, ihre Kon­tak­te und Kon­flik­te kön­nen damit bes­ser als bei le­ben­den Per­so­nen einer struk­tu­ra­len Ana­ly­se un­ter­zo­gen wer­den. Die bis­he­ri­gen Ar­beits­hy­po­the­sen lau­ten hier­zu:

So­zia­le Struk­tu­ren im Film spie­geln so­zia­le Struk­tu­ren der Ge­sell­schaft in ihrem zeit­his­to­ri­schen Kon­text und Wan­del wider.
Die so­zia­len Netz­wer­ke der Prot­ago­nis­ten ver­än­dern sich im Lauf der Jahre ent­lang von Mus­tern, die auch ge­sell­schaft­li­che Ver­än­de­run­gen wi­der­spie­geln.
Die in den Fol­gen in­sze­nier­ten re­gio­nal­ty­pi­schen Un­ter­schie­de las­sen Rück­schlüs­se auf vor­han­de­ne so­zi­al­räum­li­che Un­ter­schie­de zu.

Team

Pro­jekt­be­treu­ung:

Prof. Dr. Micha­el Schön­hu­th, Uni­ver­si­tät Trier

Mit­ar­bei­ter:

  • Mar­kus Gam­per, M.A.
  • An­nett Heinl
  • Micha­el Kro­nen­wett, M.A.
  • Linda Reschke
 
Kategorie Allgemein