Workshop: Konsumgeschichte Konsumentengeschichte Konsumpolitik seit den 1970er Jahren

Das DFG-geförderte Forschungsprojekt „Der konsumierende Staatsbürger als semantische Konstruktion neuer Partizipationsformen in der Bundesrepublik Deutschland“ im Forschungszentrum Europa veranstaltet vom 16.01.2020 bis zum 18.01.2020 einen Workshop zur Zeitgeschichte von Praktiken, Akteuren und Wissen im Themenfeld des politischen Konsums. Die Tagung wird insbesondere einen Austausch zwischen NachwuchswissenschaftlerInnen ermöglichen, indem laufende oder kürzlich abgeschlossene Forschungsarbeiten vorgestellt werden können.

 

Das Feld der Konsumgeschichte hat sich in den letzten Jahren zu einem intensiv untersuchten Gegenstand der historischen Forschung entwickelt; vor allem für das 19. und 20. Jahrhundert sind dabei vielfältige sozial-, wirtschafts- und kulturgeschichtliche Perspektiven entworfen worden, deren Zusammenführung im Begriff der „Konsumgesellschaft“ bereits mehrfach unternommen worden ist. Obwohl die Konsumgeschichtsschreibung über die Epochenschwelle um 1970 hinauszutreten beginnt, ist der postulierte Übergang von der konformistischen Konsumgesellschaft der Boom-Ära zur „Konsumentengesellschaft“ (Doering-Manteuffel/Raphael 2008) von der Konsumgeschichtsschreibung empirisch und konzeptionell noch nicht verfolgt worden. Auch der Begriff der „Konsumpolitik“ wird noch immer vorwiegend als staatliche Regulierung des Verbrauchs konzipiert, so dass diese politische Dimension in staatlichem Handeln oder im Versuch der Einwirkung darauf gedacht wird. Dadurch bleiben Formen des eigenständigen partizipatorischen Engagements von Bürgerinnen und Bürgern bislang außerhalb des Blickfelds. Dabei existieren durchaus Berührungspunkte der Konsumgeschichtsschreibung mit der aktuellen Forschung zu den Institutionen, Praktiken und Deutungsmustern zivilgesellschaftlicher Partizipationsformen und ihrer sozialen Träger.

 

Gerade die Verbindung von Partizipationsforderungen und spezifischen Konsummustern im alternativen Milieu ist in der neueren Forschung zwar durchaus festgehalten worden, wurde empirisch aber noch kaum untersucht. Im Kern dreht sich die gegenwärtige Debatte dabei um die Gestaltungsmöglichkeiten zivilgesellschaftlichen Engagements in der besonderen Form des politisch-moralischen Konsums, prägnant formuliert als „Politik mit dem Einkaufswagen“, oder „Verbraucherdemokratie“. Die Konsumgeschichtsschreibung hat in Bezug auf die jüngste Vergangenheit und das Leitbild „nachhaltige Entwicklung“ enorm von den Forschungsleistungen in den angrenzenden Fächern, insbesondere von soziologischen und politikwissenschaftlichen Fragestellungen, profitiert.

 

Die Tagung wird inhaltlich fünf Panels umfassen. Neben den Vorträgen der ReferentInnen bleibt genügend Zeit zur ausführlichen Diskussion der Ansätze im Plenum sowie auch im kleinen Rahmen im Tagungshaus. Es stehen noch Plätze für eine Teilnahme zur Verfügung nach vorheriger Absprache. Da gerade die gegenwartsnahe Konsumgeschichtsschreibung von einem interdisziplinären Austausch lebt, sind VertreterInnen aller Fächer herzlich willkommen.

 

Veranstalter:

PD Dr. Morten Reitmayer ()

Stefan Weispfennig ()

 

Organisation:

Forschungszentrum Europa ()

Julia Misamer ()

 

Titelbild:

Julia Misamer ()


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