X.III.06: Vernetzung von Führungskräften in europäischen multinationalen Unternehmen im Zeichen wachsender Globalisierung (1965-1989)

Pro­jekt­be­schrei­bung

Im Zuge der so­zio­öko­no­mi­schen Trans­for­ma­tio­nen wäh­rend der 70er und 80er Jahre haben Füh­rungs­kräf­te eine immer wich­ti­ge­re Rolle im Hin­blick auf Be­stand, Er­halt und Ef­fi­zi­enz der Or­ga­ni­sa­ti­on von Un­ter­neh­men er­hal­ten. Die seit der zwei­ten Hälf­te der 60er Jahre an­hal­ten­den Re­or­ga­ni­sa­tio­nen von Groß­un­ter­neh­men, die nicht sel­ten ver­bun­den waren mit in­ter­na­tio­na­len Fu­sio­nen, lös­ten tra­di­tio­nel­le Un­ter­neh­mens­struk­tu­ren zu­guns­ten einer be­reichs- und sach­be­zo­ge­nen De­zen­tra­li­sie­rung (Di­vi­sio­na­li­sie­rung, Pro­fit­Cen­ter) zu­neh­mend ab. Diese Re­or­ga­ni­sa­tio­nen stell­ten nicht al­lein eine Ant­wort auf in­ten­si­vier­te „Glo­ba­li­sie­rungs-Ef­fek­te“ dar, son­dern be­schleu­nig­ten als Er­geb­nis öko­no­mi­scher Ent­wick­lungs­dy­na­mi­ken in Ver­bin­dung mit un­ter­neh­mens­po­li­ti­schen Ent­schei­dun­gen diese auch selbst. So ver­such­ten Un­ter­neh­men die Neu­struk­tu­rie­run­gen ihrer Or­ga­ni­sa­ti­on ganz ge­zielt aus­zu­ge­stal­ten: Seit dem Be­ginn der 70er Jahre eta­blier­ten sie in neuem Aus­maß auf fir­men­ei­ge­ne Füh­rungs­kräf­te zu­ge­schnit­te­ne hu­man­wis­sen­schaft­lich ge­stütz­te per­so­nal­po­li­ti­sche Maß­nah­men. Diese ziel­ten vor allem dar­auf ab, die Füh­rungs­kräf­te mit mög­lichst ein­heit­li­chen und auf die de­zen­tra­le, fle­xi­ble Or­ga­ni­sa­ti­on aus­ge­rich­te­ten Hand­lungs­ori­en­tie­run­gen aus­zu­stat­ten. Un­ter­neh­men ver­such­ten mit die­sen Maß­nah­men, ihr Lei­tungs­per­so­nal „im Geis­te“ zu ver­net­zen, damit es un­ab­hän­gig von Ort und Raum in­ter­na­tio­nal und je­der­zeit „vor­bild­lich“ ein­setz­bar sei und zu­gleich in der Lage, das netz­werk­ar­tig agie­ren­de Un­ter­neh­men zu steu­ern. Bis in die Ge­gen­wart spielt diese Form der Ver­net­zung von Füh­rungs­kräf­ten in mul­ti­na­tio­na­len Un­ter­neh­men eine zen­tra­le Rolle.

Die Un­ter­su­chung die­ser per­so­nal­po­li­ti­schen Maß­nah­men als Ver­net­zungs­in­stru­men­te stellt einen ana­ly­ti­schen Zu­gang dar, mit dem in die­sem Pro­jekt eine An­nä­he­rung an das „Un­ter­neh­men als Netz­werk“ ver­sucht wird. Diese grund­le­gen­de An­nah­me kor­re­spon­diert mit Be­fun­den der neue­ren fran­zö­si­schen So­zio­lo­gie, die für den be­tref­fen­den Zeit­raum einen Wan­del vom „zen­tra­li­sier­ten, in­te­grier­ten Groß­kon­zern“ zum „schlan­ken und at­men­den Un­ter­neh­men“ kon­sta­tiert hat. An­hand von Fall­stu­di­en aus­ge­such­ter Groß­un­ter­neh­men wird die prak­ti­sche Rea­li­sie­rung der neuen per­so­nal­po­li­ti­schen Maß­nah­men re­kon­stru­iert und dif­fe­ren­zie­rend ver­gli­chen, um so einen zen­tra­len Be­reich der Neu­fi­gu­ra­ti­on un­ter­neh­me­risch ge­stal­te­ter, grenz­über­schrei­ten­der Wirt­schafts­räu­me aus­zu­leuch­ten. Dar­über hin­aus wird die­ser un­ter­neh­mens­be­zo­ge­ne An­satz er­gänzt um eine Ana­ly­se der über­be­trieb­li­chen Ma­nage­ment-Be­ra­tungs­li­te­ra­tur. Dazu wird der wirt­schafts­re­le­van­te Teil des Ver­lags-Pro­gramm des ein­schlä­gi­gen Econ-Ver­lags com­pu­ter­ge­stützt qua­li­ta­tiv und quan­ti­ta­tiv un­ter­sucht.

Team

Pro­jekt­lei­tung: Prof. Dr. Lutz Ra­pha­el
Wiss. Mit­ar­bei­te­rin: Ruth Ro­sen­ber­ger
Stud. Hilfs­kraft: Sa­bi­ne Busch­mann

Veranstaltungen

Tagung

Ein neuer Geist des Ka­pi­ta­lis­mus? — For­men, Spra­che und Prak­ti­ken in Netz­wer­ken von Un­ter­neh­men seit den 70er Jah­ren

Eine Ver­an­stal­tung des Pro­jekts III.06 in Ko­ope­ra­ti­on mit
„Ar­beits­kreis für kri­ti­sche Un­ter­neh­mens- und In­dustrie­ge­schich­te e.V.“
und mit Un­ter­stüt­zung der
Fried­rich Ebert-Stif­tung 

im Karl-Marx-Stu­di­en­zen­trum, Trier, am 29./30.09.06

Das Pro­gramm

Frei­tag, 29.09.06

Ein­füh­ren­des und Grund­le­gen­des
10.00 Uhr Be­grü­ßung
10.15 Uhr Ruth Ro­sen­ber­ger/Mor­ten Reit­may­er, Trier: Ein­füh­rung
11.00 Uhr Paul Win­dolf, Ber­lin/Trier: Un­ter­neh­mens­ver­flech­tung im or­ga­ni­sier­ten Ka­pi­ta­lis­mus. Deutsch­land und USA im Ver­gleich (1896-1938)
12.00 Uhr Paul Erker, Mün­chen: Re­inven­ti­on und Re­ne­wal: Zum Stand der For­schung über An­pas­sungs­kri­sen von Un­ter­neh­men seit den 70er Jah­ren 

13.00 Uhr Mit­tags­pau­se

Wis­sens­for­men, Se­man­ti­ken, Dis­kur­se
Chair: Lutz Ra­pha­el
14.00 Uhr Su­san­ne Dra­heim, Ber­lin: Der En­tre­pre­neur als Chiff­re. Zur Ge­ne­se der ent­grenz­ten Un­ter­neh­mer­fi­gur
15.00 Uhr Lau­rent Com­mail­le, Metz: Das Ende des „fran­zö­si­schen Mo­dells“? Die Un­ter­neh­men der tra­di­tio­nel­len Sek­to­ren Ende des XX. Jahr­hun­derts am Bei­spiel der Ei­sen- und Stahl­in­dus­trie
16.00 Uhr Kaf­fee­pau­se
Ak­teu­re, Kon­flik­te, Pro­zes­se
16.30 Uhr Wer­ner Büh­rer, Mün­chen: Hanns Mar­tin Schley­er und die „Er­neue­rung“ des BDI in den 70er Jah­ren 

17.30 Uhr Ver­lei­hung des 4. AK­KU-Nach­wuchs­prei­ses
17.45 Uhr Jah­res­haupt­ver­samm­lung des Ar­beits­kreis für kri­ti­sche Un­ter­neh­mens­ge­schich­te e.V.
18.30 Uhr Be­sich­ti­gung des Karl-Marx-Hau­ses
20.00 Uhr ge­mein­sa­mes Essen

Sams­tag, 30.09.06

„Au­to­mo­bil­gip­fel“
Chair: Chris­ti­an Klein­schmidt
9.00 Uhr Man­fred Grie­ger, Wolfs­burg: Pro­dukt­in­no­va­ti­on und Mit­be­stim­mungs­mo­der­ni­sie­rung. Die Über­gangs­kri­se bei Volks­wa­gen zu Be­ginn des Golf-Zeit­al­ters
9.25 Uhr Ste­fa­nie Tilly, Bo­chum: „Die schö­ne Ruhe ist dahin“ – Au­to­mo­bil­wirt­schaft und Rolle des Au­to­mo­bil­ver­bands in den 70ern
9.55 Uhr Ingo Köh­ler, Göt­tin­gen: Kri­sen­per­zep­ti­on und Mo­der­ni­sie­rungs­de­bat­ten – Mar­ke­ting-Ma­nage­ment im fach­wis­sen­schaft­li­chen Dis­kurs und in der un­ter­neh­me­ri­schen Pra­xis der Au­to­mo­bil­in­dus­trie der 70er Jahre
10.20 Uhr Dis­kus­si­on

11.00 Uhr Kaf­fee­pau­se

Or­ga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren
Chair: Ga­brie­le Lin­gel­bach
11.15 Uhr Ma­ri­us Her­zog, Ber­lin: Ein neuer Geist im Un­ter­neh­men? Der Pa­ra­dig­men­wech­sel der Linde AG von 1970-1985
12.15 Uhr Timo Leim­bach, Mün­chen: Does IT mat­ter? Netz­wer­ke zwi­schen An­bie­tern und be­trieb­li­chen Nut­zern von Soft­ware am Bei­spiel der IT-Be­ra­tungs­ge­sell­schaf­ten

13.15 Uhr Ab­schluss­dis­kus­si­on

Ende 14.00 Uhr

Kategorie Allgemein