Projektleitung:
Prof. Dr. Cornelia Bohn
Projektlaufzeit: 2002-2004
Fachgebiet: Soziologische Theorie
Projektbeschreibung
Das Projekt geht von der sozialwissenschaftlichen Analytik der Inklusion und Exklusion aus, die behauptet, dass man die Art und Weise, wie Gesellschaften Personen exkludieren, nur erforschen kann, wenn man zugleich deren Inklusionsmodus analysiert. Es arbeitet mit der Hypothese, dass sich mit der Veränderung der Differenzierungsform der Gesellschaft und der damit einhergehenden Veränderung in der Auffassung der Person unterschiedliche Ansatzpunkte für Inklusion und Exklusion ergeben. In diesem Sinne werden historische Semantiken des Fremden untersucht. Ziel des Projektes ist die historisch-differentielle Rekonstruktion von Fremdheitssemantiken, die den Zusammenhang einer strukturellen und semantischen Genese von Fremdheit mit historisch variablen Inklusions- und Exklusionsmustern analysiert: Der Pilger, der Eremit, der Vagabund, der Periphere, der inländische Fremde, der ausländische Fremde. Es wird mit den Unterscheidungen: Fremdheit / Zugehörigkeit, Fremdheit / Normalität, Fremdheit / Vertrautheit, der Fremde / der Einheimische gearbeitet. Fremdheit ist dann keineswegs identisch mit Exklusion. Vielmehr läßt sich ein geregelter Zugang des Fremden zu den verschiedenen Ordnungsformaten einer gegebenen Gesellschaft (Interaktion, Organisation, Gesellschaft) beobachten. Es ist also anzunehmen, dass es sich bei dem Fremden um einen sozialen Status handelt, der Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit kombiniert. Da Fremdheit als Definition einer Beziehung und keineswegs durchgängig als „Eindringen von Außen“ in eine bestehende quasi geschlossene Struktur aufgefasst werden kann, stellt sich die Frage, wie Fremdheit hergestellt und identifiziert wird. Die systematische Rekonstruktion wird durch zwei exemplarische Studien zur Kleidung und zu Pässen, Geleitschreiben, Ausweispapieren ergänzt. Kleidung dient als Beispiel der Zuschreibung kultureller Fremdheit. Kleidungsstile sind in bestimmten Konstellationen von höchster Relevanz für Inklusion und Exklusion, sie können als selbstverständlicher Ausdruck von Zugehörigkeit oder als zwanghaft auferlegte Kennzeichnung interpretiert werden. Pässe werden als Dokumente der Identitifikation von Personen im Hinblick auf Fremdheit oder Zugehörigkeit interpretiert. Ergebnisse des Forschungsprojektes werden eingebettet in eine umfassende theoretische Bestandsaufnahme besonders der in Frankreich und Deutschland entwickelten Theorien zur Inklusion und Exklusion sowie systematischen Überlegungen zum Zusammenhang von Gesellschaftsstruktur, Semantik und Repräsentation.
Team
Projektleiterin
PD Dr. Cornelia Bohn
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Jens Hofmann
Studentische Hilfskräfte
Joelle Coutinho
Martin Petzke