Teilprojekt C 2: Ordnungen der Bilder. Repräsentation von Fremdheit und Armut in Kunst und visueller Kultur Italiens (13.-16. Jahrhundert)

Das Teilprojekt C 2 untersucht die Bildwelten und künstlerischen Repräsentationen von Armut und Fremdheit in kommunal und monarchisch verfassten Städten Italiens. Im Zentrum steht die Frage nach dem Verhältnis von Bildsprachen einerseits und sozialen Wirklichkeiten bzw. ihren Konstruktionen andererseits. Bilderzählungen und allegorische Programme werden auf ihre Ikonographie und bildkompositorischen Modelle von Inklusion und Exklusion analysiert. Die Arbeit in der Auslaufphase soll sich verstärkt auf theoretische Aspekte konzentrieren.

Projektleiter:
Prof. Dr. Gerhard Wolf

Projektlaufzeit: 2002-2010
Fachgebiet: Kunstgeschichte

Kontakt:
Das Teilprojekt endete am 31.12.2010.

Projektbeschreibung

Das Teilprojekt „Ordnungen der Bilder“ erforscht die Bildwelten und Repräsentationen von Armut und Fremdheit kommunal oder monarchisch regierter Städte Italiens im Zeitraum vom 12. bis 16. Jahrhundert. Es konzentriert sich auf bildliche Entwürfe von ‚Ordnung’/’Unordnung‘ in ikonographischer wie kompositioneller/ stilistischer Hinsicht: Zu untersuchen sind Formen und Funktionen christlicher Bilderzählungen, die sich um Fremdheit und Armut drehen, allegorische und soziale Praktiken darstellende Bildprogramme, kartographische Welt-Bilder und ‚Rahmen-Diskurse‘. Ihre Medien sind Skulptur/Relief, Wand- und Tafelmalerei, Buchillustration und Kleinkunst sowie in eingeschränktem Maße Architektur. Der Realitätsbezug kann nicht nach dem Muster traditioneller Widerspiegelungstheorien gefunden werden, vielmehr bedarf es der Analyse spezifischer Konstellationen von Auftrag und künstlerischer Ausführung in einer Serie von Fallstudien. Auftraggeber sind Höfe, Kommunen oder kirchliche Amtsträger, Bettelorden, Konfraternitäten, Zünfte, vermögende Stifter, deren soziales Engagement zugleich Gelegenheit monumentaler Repräsentation sein konnte.

Neben der Behandlung von Ausstattungen von Spitälern u.ä. gilt es, Entwürfe und Darstellungsweisen sozialer Hierarchien sowie formale Modi von Inklusion und Exklusion in Aufträgen merkantiler Oberschichten bzw. kommunaler Autoritäten zu untersuchen, die nicht in direktem Zusammenhang mit karitativen sozialen Praktiken stehen. Das Thema ‚Armut‘ rührt im übrigen an die Grundproblematik der christlichen Bildkultur, die im behandelten Zeitraum mit den Zisterziensern, den Bildern des Poverello von Assisi und der Entstehung einer ‚franziskanischer Kunst‘ virulent wird.

Mit dem Thema ‚Fremdheit‘ kommen in anderer Weise die Mechanismen und Konzepte bildlicher Repräsentation in den Blick. Untersucht werden zum einen Darstellungen innergesellschaftlicher Minderheiten wie die ‚Rolle‘ von Juden (z. B. in den Bilderzählungen religiöser Thematik); zum anderen geht es um die Darstellung von Fremden in den visuellen Medien der italienischen Höfe und Handelszentren: Begegnungen mit nahen und fernen Fremden (im Rahmen christlicher Bildthemen) sowie Bilder außereuropäischer Personen in unterschiedlichen Kontexten (figurenreiche historiae, Rahmen-Diskurse in Handschriften und Wanddekorationen; mappae mundi und Völkerkataloge). Hierbei muss differenziert werden zwischen Fremden, zu denen es durch Handel, Mission, Pilgerreisen und Diplomatie Kontakte gab, und bildlichen ‚Entwürfen‘ von Fremdheit (z. B. nur literarisch bekannter Völker oder von Erdrandsiedlern und Monstern).

Darstellung von Fremdheit hat im Untersuchungszeitraum weitgehend andere Implikationen als jene von Armut, zumal Seltenes und Exotisches für die Künstler in der Suche nach neuen Formen der Wirklichkeitsaneignung im Bild von hoher Attraktivität sein konnte, der Bezug zur sozialen Realität ist von daher äußerst komplex. Das Auftreten von Fremden in enzyklopädischen und kartographischen Ordnungsmustern verweist insofern seinerseits auf das grundsätzliche Problem des Verhältnisses zwischen bildlichen und gesellschaftlichen ‚Konstruktionen‘ von Wirklichkeit, welches im Hinblick auf den Wandel der Bildsprachen vom 12.-16. Jahrhundert untersucht werden soll. Dies erfordert zugleich eine beständige methodologische Reflexion der kunsthistorischen und interdisziplinären Dimensionen des Teilprojektes.

Team

Projektleiter
Prof. Dr. Gerhard Wolf

Wissenschaftliche Mitarbeiter 
Peter Bell M.A. (Heidelberg)
Dirk Suckow M.A.

Studentische Hilfskräfte 
Christina Leuchten
Sarah Wilhelm

Assoziierte Wissenschaftler
Dr. Philine Helas (Rom)
Alberto Saviello M.A. (Berlin)

Publikationen

Die Projektveröffentlichungen werden in der zentralen Online-Bibliographie im Rahmen der SFB-Publikationsplattform sfb600-online nachgewiesen.
Kategorie Allgemein