Teilprojekt A 2: Roms auswärtige „Freunde“

Projektleiter:
Prof. Dr. Heinz Heinen 

Projektlaufzeit: 2002-2008
Fachgebiet: Alte Geschichte

Das Teilprojekt endete am 31.12.2008.

Projektbeschreibung

Die amicitia populi Romani war seit dem Ende des 3. Jhs. v.Chr. ein bestimmender Faktor der römischen Außenpolitik. Ursprünglich implizierte sie ganz allgemein gute Beziehungen, erwies sich bald aber als ein elastisches Instrument, um immer entfernter lebende Völker bei begrenztem Engagement zu kontrollieren. In der althistorischen Forschung wurde diese ?Romfreundschaft? einerseits als völkerrechtlicher Beziehungstyp, andererseits als Patronatsverhältnis betrachtet. Erst jüngst wächst auch das Bewusstsein dafür, dass in diplomatischen Kontexten konsequent von ?Freundschaft?, und zwar im politischen und persönlichen Sinn, die Rede ist. Diese Interaktions- und Repräsentationsformen trugen erheblich zur Inklusion von Fremden in den Staat und die Gesellschaft der Römer bei. Das Teilprojekt untersucht die Verbindungen von Dynasten, Städten und Aristokraten mit führenden Römern der späten Republik. Besonderes Interesse gilt den auswärtigen, klientelähnlichen Freundschaften der großen Feldherrn von Lucullus bis Octavian. Es zeigt sich, dass die innerrömischen Rivalitäten zu einer stärkeren Beanspruchung der Mittelmeeranrainer und einer intensiveren Einbindung derselben in das Reich führten. Hierbei verdienen es die jeweiligen amici, in ihrer komplexen Position sowohl als abhängige Träger der römischen Herrschaft wie auch als selbstständige Akteure mit begrenzter Autonomie betrachtet zu werden. Mit dem kleinasiatischen Galatien, dem ptolemäischen Ägypten, der Iberischen Halbinsel und dem nördlichen Schwarzmeerraum werden vier geographische Schwerpunkte gesetzt, in denen Art und Umfang des römischen Einflusses über längere Zeiträume hin untersucht werden. Dabei ist die längste Kontinuität für die letztgenannte Region zu fassen: Die Könige des Bosporanischen Reiches trugen bis zum 4. Jh. n.Chr. die programmatischen Titel Philokaisar (Kaiserfreund) und Philorhomaios (Römerfreund). Gerade in diesem Kontext gilt es, ideologische Barrieren zwischen west- und osteuropäischer Altertumsforschung zu überwinden. Verbunden werden die Forschungen durch übergreifende Untersuchungen zu den Traditionen, Repräsentationsformen und Auswirkungen von Roms auswärtigen Freundschaften auf interpersonaler und zwischenstaatlicher Ebene. Sie sind besonders in den Schriften Ciceros und Caesars, aber auch anhand von Inschriften, Titulaturen, Personennamen und der auf Münzen abgebildeten Herrschaftsinsignien zu studieren. Damit überschneidet sich zum Teil ein weiteres Untersuchungsfeld, die Praxis der Vergabe und des Entzugs des römischen Bürgerrechts.

Since the end of the 3rd century BC, the amicitia populi Romani had been a determining factor of Roman foreign policy. Originally it implied generally good relations but soon proved to be an elastic instrument used to control peoples at ever greater distances with only limited engagement. In ancient history research, this ?Roman friendship? was considered, on the one hand, a relation determined by international law, on the other hand, a form of patronage. Only recently have researchers increasingly become aware that it consistently meant ?friendship? in a diplomatic context, both in the political as well as personal sense of the word. These forms of interaction and manifestation contributed immensely toward including foreigners into the Roman state and its society. This project section examines the ties of dynasties, cities and aristocrats to leading Roman citizens of the late Republic. Of special interest are the foreign, client-like friendships of the great military commanders from Lucullus to Octavian. It can be shown that the Roman internal rivalries led to a heavy strain on the adjoining Mediterranean lands and to their more complete integration into the Empire. Here we should examine the respective amici in their complex position as dependent representatives of Roman rule and as independent protagonists with limited autonomy. The focus will be on the four geographical areas of Galatia in Asia Minor, Ptolemaic Egypt, the Iberian peninsula and the area north of the Black Sea, where we will examine the manner and extent of Roman influence over a long period. The longest continuity can be observed in the last named region. Until the 4th century AD, the kings of the Bosporus Kingdom bore the programmatic title philokaisar (friend of the emperor) and philorhomaios (friend of the Romans). It is important here to overcome ideological barriers between western and eastern European research into Antiquity. This research is complemented by comprehensive investigations into the traditions, cult forms and effects of Rome?s foreign alliances on the interpersonal and the cross-border level. They can be studied mainly in the writings of Cicero and Caesar but also in inscriptions, titles, personal names and the rulers? insignia depicted on coins. This area of examination thus partially overlaps a further one, the practice of bestowing and rescinding the rights of Roman citizenship.

Team

Das Projektteam

Projektleiter
Prof. Dr. Heinz Heinen

Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Dr. Altay Coskun

Studentische Mitarbeiter
Simone Kirchen
Lukas Schröder
Katrin Schwerdtner
Sascha Settegast

Weitere amici et collegae
Prof. Dr. Luis Ballesteros-Pastor (Sevilla)
Dr. Victor Cojocaru (Iasi/ Trier)
Dr. Axel Niebergall (Trier)
Dr. Stefan Pfeiffer (Trier)
Henrik Prantl, M.A. (Trier)
Simon Thijs (Trier)
Dr. Manuel Tröster (Trier/Coimbra)
Dr. Julia Wilker (Berlin)
Dr. Jürgen Zeidler (Trier)

Publikationen

Die Projektveröffentlichungen werden in der zentralen Online-Bibliographie im Rahmen der SFB-Publikationsplattform sfb600-online nachgewiesen.
Kategorie Allgemein